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Die Erwartungshaltung, die dich zurückhält und wie du sie mit „Überraschungsbildern“ austrickst

Aktualisiert: 16. Aug. 2021



Ich weiß nicht, ob ich das schon mal erzählt habe, aber ich gebe schon seit acht Jahren Kunst-Workshops. Es ist mir letztens erst aufgefallen, wie lange ich das schon mache!

Meistens male ich mehrere Motive in klein vor und die Gruppe entscheidet sich für eines. Das wird dann gemeinsam gemalt und ich erkläre dabei die einzelnen Schritte. So ein bisschen wie Bob Ross.


Es kommt öfters vor, dass das fertige Motiv zuerst überfordernd wirkt und die Teilnehmer sich das nicht zutrauen. Aus dem einfachen Grund, dass sie die einzelnen Schritte nicht sehen können. Wenn man die kennt, ist es im Grunde einfach und auf jeden Fall auch für jeden zu schaffen.

Das Beste sind dann wirklich die kleinen oder großen Erkenntnisse im Prozess, wenn die Workshop-Teilnehmer dann plötzlich verstehen wie etwas funktioniert. Wieso etwas so und so aufgebaut ist. Was der Trick hinter der und der Sache ist. Ich liebe das!

Aber am Anfang steht oft diese Hürde, dieses sich-nicht-zutrauen. Was dann auch zwischendurch wieder durchkommt, wenn man sich nicht auf die einzelnen, kleinen Schritte konzentriert, sondern auf’s Endergebnis. (Ich helfe natürlich immer zwischendurch und lass keinen hängen. ;)


Irgendwann habe ich mal einen anderen Ansatz ausprobiert: Überraschungsbilder.

Ich habe am Anfang kein fertiges Bild gezeigt, sondern wir haben einfach angefangen, ohne dass jemand außer mir wusste, was wir malen. Sie sollten nur meinen Schritten folgen – und zwischendurch raten, was es wird (was an sich auch schon ziemlich witzig war). Ich habe mich bemüht die Schritte möglichst abstrakt und mysteriös zu halten. Und erst nachdem wir ungefähr ¾ des Bildes fertig hatten, wurde das Motiv dann richtig erraten.

Das Interessante ist: Bis dahin hat NIEMAND meine Hilfe gebraucht. Bei keinem einzigen Schritt, bei keinem einzigen Bildteil. Erst NACHDEM klar war, was das wird, musste ich plötzlich wieder helfen.


Ist das nicht bemerkenswert?


Deine Erwartungshaltung hält dich zurück. Und zwar total.



Klingt komisch ist, aber so: Bei Malen ist denken oft hinderlich!



Ist dir schon mal aufgefallen, dass man dazu neigt Dinge so zu malen, wie man sie sich denkt, statt wie man sie tatsächlich sieht, wie sietatsächlich aussehen?

Ganz krass sieht man das zum Beispiel beim Zeichnen von Menschen, vor allem bei Gesichtern. Wenn du nicht so oft Gesichter zeichnest, das aber schon mal gemacht hast, hast du garantiert eine ganz bestimmte Art und Weise, wie du die Nase zeichnest. Oder die Lippen. Oder auch die Augen.

Und wenn du dann einen konkreten Menschen zeichnest: Zeichnest du TATSÄCHLICH gerade genau diese Person, oder zeichnest du halb aus dem Kopf, wie du es dir angewöhnt hast? Nach einem bestimmten Schema? Mit einem bestimmten Stil? Ist das die Nase deines Modells, oder die Nase aus deinem Kopf?


An sich ist dieses Phänomen sehr hilfreich. Du hast gelernt wie etwas geht und musst das Rad nicht jedes Mal neu erfinden. Das Problem ist: Die Vorstellung wie etwas ist, ist meistens stark vereinfacht. Das heißt, wenn du etwas abzeichnest und dich dabei verbessern und herausfordern willst, kommst du mit diesem Automatismus nicht weit. Du musst zwangsweise aufhören zu zeichnen was du DENKST, sondern nur das zeichnen, was du wirklich SIEHST. Du musst also ein Stück weit aufhören zu denken.




Daher, die wichtigste Regel, ob nach Vorlage zeichnest und vor allem, wenn du den Gegenstand/Person/Landschaft direkt vor dir hast: Male das, was du SIEHST, nicht das, was du DENKST.



Da ist eine komische helle Form, die du nicht so richtig einordnen kannst? Zeichne oder male sie einfach, genauso wie du sie siehst. „Retuschiere“ und „photoshoppe“ deine Bilder nicht.




Die Analyse wieso etwas so aussieht, wie es aussieht, kommt später. Das Retuschieren, Anpassen und für deinen Zweck verändern des Motivs kommt erst, wenn du schon sehr viel angesammelt hast. Wenn du viel nach dem SEHEN gemalt und gezeichnet hast.

Wenn du alles, was du siehst komplett verstehst und nachempfinden kannst und dein inneres Bild deutlich komplexer und detaillierter geworden ist.


Ja, es ist irgendwie stumpf. Aber denken ist nicht immer Trumpf in der Kunst. :D

Mein Leitsatz ist: Hör auf zu denken, fang an zu spielen.


Versuch mal diese Übung: Überlege dir einen Gegenstand, den du auf jeden Fall bei dir zu Hause hast und den du gerade im Moment nicht siehst. Zeichne ihn, wie du ihn dir denkst. Dann hole ihn und zeichne ihn ab, wie du ihn siehst. Wie unterscheiden sich die Bilder? Ist dein gedachtes Bild vereinfacht, bestimmte Details ausgelassen? Wie exakt und detailliert ist dein mentales Bild von diesem Gegenstand?



Wenn du diese Übung machst, würde ich deine Ergebnisse unfassbar gerne sehen! Du kannst sie in die Facebook Gruppe „TamaraImAtelier“ posten, oder bei Instagram und mich mit @Tamara.Im.Atelier taggen, damit ich das auch sehe.

Ich bin gespannt!



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